Mittwoch, 3. November 2010

Kultur und Bildung - Anmerkungen zur Zukunft des Altonaer Museums

In meinem Heimatort gab es ein Atelier, in dem regelmäßig wechselnde Ausstellungen stattfanden. Im Obergeschoss des kleinen, alten Hauses lebte ein Graphiker und Künstler mit seiner Familie, im Erdgeschoss befanden sich seine Werkstatt und die Ausstellungsräume. Ich liebte die Atmosphäre in den kleinen hellen Räumen, in denen eine andächtige Ruhe herrschte. Besonders das alte Kinderspielzeug hatte es mir angetan. Ich staunte über alte Murmelbahnen, Blechspielzeug und Porzellanpuppen. Je älter ich wurde, desto mehr begriff ich auch den Witz im Werk des Graphikers, der immer wieder eigene Arbeiten präsentierte. Kunst gehörte ganz selbstverständlich zum Alltag seiner Familie dazu. In jedem Winkel des Hauses konnte man Skulpturen, Gemälde und andere Objekte entdecken. Ich liebte dieses Haus mit seinen alten, knarzenden Dielen (bei uns gab es nur Auslegeware auf Betonböden), den verzierten Holztüren und den vielen alten Dingen zum Anschauen. Mein Vater war mit dem Künstler befreundet, und daher gab es nach der Kunst regelmäßig Kaffee und Kuchen im gemütlichen Wohnzimmer der Familie, der Hausherr, ein Sachse wie mein Vater, rauchte Pfeife und erzählte uns die Geschichten, die man in der Ausstellung nicht erfuhr: Wie er auf teilweise abenteuerlichen Wegen all diese Kunst- und Kulturgegenstände zusammengetragen hatte. Was die Künstler so für Menschen waren. Und wie seine Putzfrau eine Collage, an der er die ganze Nacht gearbeitet hatte, wegwarf, weil sie glaubte, das zerschnittene Papier sei Müll.

Mir wurde erst viele Jahre später bewusst, wie sehr mich die Besuche in diesem Künstlerhaus geprägt haben. Ich wohne heute selbst in einer Wohnung mit knarzenden Dielenböden, umgeben von Gegenständen, die an vergangene Zeiten erinnern. Und ich besuche gerne Museen und gehe der Vergangenheit auf den Grund. Es muss nicht immer die große Kunst dieser Welt sein, die uns prägt. Gewiss, auch die Mona Lisa hat mich beeindruckt („Och, so winzig!“), Monets Seerosen liebte ich sehr, vor Rodins Skulpturen staunte ich ehrfürchtig und Picassos Guernica bewegte mich. Alles Kunstwerke, die ich im Original sehen konnte, in Museen überall in Europa. Ich bin sehr froh, dass das möglich ist, und all diese Werke bis heute der Öffentlichkeit zugänglich sind. Aber auch und gerade in den kleinen Heimatmuseen lerne ich immer wieder sehr anschaulich, wie die Menschen früher gelebt haben, und warum vieles noch heute in unserer Gesellschaft so ist wie es ist. Wie kann ich die Bedeutung des Hamburger Hafens für diese Stadt ermessen, wenn ich mir nicht klar mache, wie sehr der Fischfang diese Stadt seit Jahrhunderten geprägt hat? Warum sollte ich Gold und Prunk im Hamburger Michel nicht kitschig finden, wenn ich noch nie etwas von der Epoche des Barock gehört habe?

An jeder Form von Kunst erkennen wir gesellschaftliche und politische Entwicklungen – sofern wir denn in der Lage sind, sie zu deuten. Kunst muss verstanden werden, sonst steht man hilflos davor und kann zu Recht fragen: „Ist das Kunst oder kann das weg?“ Kinder sind von Natur aus sehr wissbegierig. Wenn man sie lässt, können sie innerhalb kurzer Zeit enorm viel lernen. In der Kindheit wird die Basis für ein ganzes Leben gelegt, wer jetzt nicht Lesen und Rechnen lernt, wird es immer schwer haben. Wer jetzt nicht versteht, in was für eine Gesellschaft er geboren wurde, welche Werte und Traditionen sie prägen, wird später mit plumpen Vorurteilen und dumpfer Abwehr alles ablehnen, was ihm fremd und unverständlich erscheint. Kurzum: eine gute Bildung ist das Fundament jeder gut funktionierenden, demokratischen Gesellschaft. Ohne Bildung kann ich mich nicht einmischen, ich kann Gut nicht von Böse unterscheiden, ich kann mich und meine Familie nicht auf angemessene, für mich befriedigende Weise ernähren. Bildung ist die Zukunft eines jeden Landes, genau darum ist sie einer der wichtigsten Eckpfeiler in vielen Entwicklungsländern auf dem Weg hinaus aus der Armut.

Nur in Deutschland scheint das niemand so richtig verstanden zu haben. Hier wird ausgerechnet an der Bildung an allen Ecken und Enden gespart. Das fängt in den Schulen an und hört bei Museen und Theatern noch lange nicht auf. Ein Prunkbau wie die Elbphilharmonie, von dem nur eine kleine Elite der Stadt profitieren wird, ist den Hamburger Politikern wichtiger als der Zugang zu den Öffentlichen Bücherhallen oder den Schätzen der Museen. Sicher, gemessen an den Besucherzahlen, ist das Altonaer Museum kein Publikumsmagnet. Aber sollte man nicht mal fragen, woran das eigentlich liegt, statt so ein altes Haus einfach zu schließen? Nun ist der Plan der Schließung ja zum Glück vom Tisch – aus welchen taktischen Überlegungen heraus auch immer. Aber damit ist ja das Problem an sich noch nicht beseitigt. Der Erhalt des Museums kostet Geld. Wird die Stadt bereit sein, zu investieren? Werden die Verantwortlichen erkennen, dass die Zukunft dieser Stadt vor allem davon abhängt, wie viele gut gebildete Menschen in ihr leben? Letzten Endes ist doch auch die ganze Integrationsdebatte eine Frage der Bildung. Türken mit einer guten Berufsausbildung sind deutlich besser integriert als jene, die nicht mal einen Hauptschulabschluss haben. Und der zunehmende Fachkräftemangel im Land kann auch nur durch eine solide Ausbildung aller Kinder behoben werden. Kulturelle Bildung sollte da ganz selbstverständlich dazu gehören. Und das nicht nur, weil es viel Spaß machen kann, in alten Schätzen zu stöbern und sich spielerisch auf die Suche nach den eigenen Wurzeln zu begeben.

Montag, 13. September 2010

Das Leben entrümpeln

Frau Brown hat sich gerade von ihrem Leben in Berlin verabschiedet. Bei mir stehen momentan keine so großen Veränderungen an. Dennoch beschäftigt mich das Thema Abschied auch sehr, wie Sie u. a. hier lesen können. Doch es ist gar nicht immer nur der größte, endgültigste Abschied durch den Tod, der uns bewegt, weil er oft so verstörend und unbegreiflich ist. Vielmehr sind es die kleinen Abschiede des Alltags, die uns so viel Mühe bereiten. Das Loslassen der Kinder, die aus dem Haus gehen, der Job, der uns plötzlich gekündigt wurde, das Entrümpeln des Kellers, das man seit Jahren vor sich herschiebt. Warum ist das so? Warum scheint es oft leichter zu sein, sich an Erinnerungen zu klammern (selbst dann, wenn sie gar nicht schön sind), als vorwärts zu gehen und Neuland zu erkunden?

„Ist ein Fest schöner, weil es länger ist?“ hat die Malerin Paula Modersohn-Becker einmal gefragt. Da ahnte sie vermutlich noch nicht, dass sie selbst sehr jung sterben würde. Umso mehr berühren diese Zeilen aus heutiger Sicht. „Man soll ein Fest verlassen, wenn es am schönsten ist“, sagt der Volksmund. Doch wer schafft es tatsächlich, genau dann zu gehen, wenn die Stimmung gerade überbrodelt und nicht erst dann, wenn alle müde und betrunken in den Seilen hängen?

Ich bereite gerade ein Seminar zu den kleinen und großen Abschieden des Alltags vor. Und während ich lauter Bücher über die Kunst des Beendens lese und mir dabei Gedanken mache, wie ich all die klugen Gedanken didaktisch gelungen in ein Seminar einbauen kann, denke ich an meine eigenen Abschiede, die leichten ebenso wie die schweren. Ich hatte immer Mühe, loszulassen. Manchmal war das ein jahrelanger Prozess, der mit viel Angst und Verzweiflung verbunden war. Aber wenn es dann endlich geklappt hatte, wenn ich den Absprung geschafft hatte, dann fühlte ich mich sehr erleichtert.

"Wohin du auch gehst, geh mit deinem ganzen Herzen." Auch Konfuzius erinnert uns daran, dass wir nur vorwärts gehen können, wenn wir alles Alte hinter uns gelassen haben. Im Laufe meines Lebens habe ich gelernt, dass ich leichter loslassen kann, wenn ich Abschiede sehr bewusst gestalte. Dabei nehme ich mir viel Zeit für Erinnerungen. Noch einmal denke ich ganz bewusst daran, wie viel mir die Arbeit an diesem Ort, mit diesen Menschen bedeutet hat. Ich erinnere mich an schöne und schwierige Begegnungen mit Kunden und Kollegen, sage innerlich leise Danke und schließe dann sehr bewusst die Tür hinter mir. Oder ich nehme die alte Lieblingsjeans noch mal in die Hand, befühle den Stoff, denke daran, wie ich mich gefühlt habe, während ich sie trug, begutachte dann sehr genau all die fadenscheinigen Stellen, den ausgefransten Stoff unten an den Beinen, seufze vielleicht bedauernd darüber, dass vieles heute nicht mehr so haltbar ist wie früher – und weg damit!

Das eigene Leben zu entrümpeln, bedeutet immer auch, Erinnerungen aus dem Gedächtnis zu löschen. Ich muss mich nicht an alle schrecklichen Momente meines Lebens erinnern, an alle Demütigungen, Augenblicke des Versagens, des Zorns, der Peinlichkeiten. Es ist gut, Dinge zu vergessen, aus meinem Gehirn auszumisten. Wie man sich fühlt, wenn das nicht funktioniert, zeigt dieser Fall sehr anschaulich.

Abschiednehmen ist tatsächlich eine Kunst für sich. Sie zu erlernen ist vermutlich ein lebenslanger Prozess. Doch wer diese Kunst wenigstens ein bisschen beherrscht, wird auf jeden Fall offener für Neues, bereiter für Veränderungen sein als jene Menschen, die sicht ängstlich an die Vergangenheit klammern.

Montag, 30. August 2010

Abschied

„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne ...“ Wenn mir jeder wohlwollende Mitmensch, von dem oder der ich diese Worte aus dem klugen Gedicht von Hermann Hesse in letzter Zeit zu hören bekommen habe, stattdessen einen Euro gegeben hätte, könnten wir davon wohl mittlerweile unseren halben Umzug finanzieren.

Wie so vieles im Leben ist aber auch dies nur die halbe Wahrheit. Denn jeder Abschied ist nicht nur ein Neuanfang, sondern jeder Neuanfang ist auch ein Abschied: ein Abschied von Menschen, die mich jahrelang – in guten wie in schlechten Zeiten – durch den Alltag begleitet haben; ein Abschied von lieb gewonnenen Gewohnheiten; von einer Wohnung mit herrlichem Grünblick, in der wir viele glückliche und einige schwere Stunden miteinander verbracht haben; von einer Stadt, in der man sich niemals über Langeweile, sondern allenfalls über den allzu rauen Umgangston beklagen kann; von Orten, die mit unzähligen Erinnerungen verbunden sind, mit kleinen, beinahe unwichtigen und mit großen, unvergesslichen; und nicht zuletzt von einem Abschnitt meines Lebens, in dem ich viel gelernt, viele unschätzbar wertvolle Erfahrungen gemacht habe und vielleicht sogar endlich ein Stück erwachsen geworden bin. (Würde ja auch höchste Zeit!)

So sehr ich mich auf den Neuanfang freue, so verdammt schwer fällt mir doch dieser Abschied. Von den Knotenpunkten muss ich mich zum Glück nicht verabschieden – auch wenn es in den letzten Monaten recht still geworden ist in unserer virtuellen Bürogemeinschaft und uns vor lauter Arbeit die Mitteilungsfreude vergangen ist – sondern werde Sie über meinen Neuanfang auf dem Laufenden halten.

Donnerstag, 26. August 2010

Endlichkeit

Der Tod von Christoph Schlingensief hat mich erschüttert. Nicht, dass mir dieser Mann besonders nahe gewesen wäre und ich mich intensiv mit seiner Arbeit befasst hätte. Obwohl ich seinen Mut zur Provokation immer bewundert habe und es vor allem sehr schätzte, dass er seine Kunst immer wieder auch für soziale Projekte nutzte. Aber darum soll es hier gar nicht gehen.

Vor einem Jahr sah ich ein Interview mit Schlingensief im Fernsehen. Er gab sich trotz seiner schweren und deutlich sichtbaren Krebserkrankung wahnsinnig optimistisch und wirkte unfassbar energiegeladen. Ich saß bestürzt vorm Fernseher und war mir sicher, dass er nicht mehr lange leben würde – entgegen seiner eigenen, offiziell verkündeten Einschätzung. Ehrlich gesagt bin ich direkt erstaunt, dass er überhaupt noch so lange gelebt hat. Die Diagnose Lungenkrebs ist meines Wissens immer ein Todesurteil, das der Eine oder Andere lediglich ein klein wenig nach hinten zu schieben vermag.

Erschüttert hat mich die Erkenntnis, dass es nicht mehr nur Menschen im Alter meiner Eltern sind, deren Tod ich mittelbar oder unmittelbar erlebe, sondern immer häufiger Leute aus meiner eigenen Generation. Menschen, mit denen ich aufgewachsen bin, die mich in meinem persönlichen Umfeld viele Jahre lang begleitet haben oder eben ganz selbstverständlich in den Medien präsent waren. Einer wie der Schlingensief, so ein Querkopf, ein Kämpfer, ein Energiebündel, der wird doch nicht einfach krank und stirbt – mit noch nicht mal fünfzig Jahren. Das Gefühl von Endlichkeit wird durch seinen Tod für mich wieder einmal auf geradezu schmerzhafte Weise greifbar. Ich denke dann oft: Wenn es einen wie den trifft, bin ich dann vielleicht als Nächste dran?

Gleichzeitig weiß ich, dass unsere Lebenszeit nach einem undurchschaubaren Plan bemessen ist. Manche leben total gesund und sterben trotzdem mit 30 an Krebs. Andere rauchen ihr Leben lang Kette und werden 100 Jahre alt. Es gibt kein sichtbares System, an dem man sich festhalten kann. In Ecuador, so las ich neulich, gibt es ein Dorf, in dem die Leute alle uralt werden. Seit Jahrzehnten rätseln Wissenschaftler, woran das liegen mag. Eins steht fest: Es hat nichts mit einer nach unseren Maßstäben gesunden Lebensweise zu tun. Die Dorfbewohner konsumieren regelmäßig Drogen und essen auch nicht sonderlich gesund.

Wenn ich das so lese, dann kommt mir mein Leben noch viel mehr wie Russisches Roulette vor. Jeder Tag könnte der letzte sein. Und gleichzeitig tun wir alle so, als würden wir ewig leben. Das ist schon ein bisschen verrückt, oder? Aber in Momenten, in denen ich mit dem Tod konfrontiert werde, wird mir bewusst, wie kostbar jeder einzelne Tag ist und wie total irrsinnig es ist, dass wir tausende von Lebenstagen einfach so mit völlig unsinnigem Zeug verplempern. Sicher werde ich nun nicht mein gesamtes Leben umkrempeln, aber ein gelegentliches Innehalten, ein Hinterfragen all dessen, was meinen Alltag ausmacht, tut manchmal schon ganz gut. Schließlich ist unsere Zeit das kostbarste Gut, das wir haben.

Freitag, 25. Juni 2010

Neuanfang

Kennen Sie das? Sie haben eine Entscheidung getroffen, die Ihr Leben von Grund auf verändern wird: einen Wechsel des Wohnorts, des Arbeitsplatzes, des Lebensabschnittsgefährten – oder gleich alles auf einmal.

Vorfreude und Verzagen halten sich nun die Waage. Mit Zwanzig lässt man sich auf ein derartiges Wagnis ein, ohne mit der Wimper zu zucken, mit Vierzig kostet es Überwindung. Mal können Sie es kaum erwarten, dann wieder werden Sie von Zweifeln geplagt: Kommt das nicht alles viel zu plötzlich? Haben Sie es sich auch reiflich überlegt? Was, wenn alles schief geht?

Hier einige im Selbstversuch getestete Alltagswahrheiten und Binsenweisheiten zur besseren Bewältigung solcher Situationen:

• Jeder Neuanfang ist eine Chance, genau dies zu tun: noch einmal von vorne anzufangen; Dinge besser zu machen, die Sie bisher an Ihrem Leben gestört haben. Aber: Aus Ihrer Haut kommen Sie nicht heraus. Sie sind so, wie Sie sind – mit allen Stärken und Schwächen, die Sie auch weitehin auf Ihrem Lebensweg begleiten und Ihnen Vor- und Nachteile verschaffen werden.
• Auch wenn Sie sonst ohne Einkaufszettel zu Aldi gehen und Telefonnummern in Ihrem Kopf statt Ihrem Handy speichern: Tragen Sie alle wichtigen Termine, Kündigungsfristen usw. in Ihren Kalender ein und führen Sie „To do“-Listen. Das hilft Ihnen nicht nur bei der Planung, sondern macht eine gewaltige Veränderung überschaubar: Sie haben alles unter Kontrolle!
• Wenn Sie zu nächtlichen Panikattacken neigen: Das ist lästig, aber ganz normal, offenbar sogar evolutionär bedingt – ein Überlebensinstinkt, der unsere Vorfahren vor Überfällen im Schutze der Dunkelheit warnte. – Legen Sie sich irgendetwas neben Ihr Bett, das Sie daran erinnert, dass Sie die richtige Entscheidung getroffen haben: einen Zettel mit fünf Dingen, auf die Sie sich ganz besonders freuen; die Zusage von Ihrem neuen Arbeitgeber; ein Foto von dem Strand, an dem Sie in naher Zukunft Ihr Trainingspensum absolvieren werden ...
• Sollte Ihre Entscheidung nicht freiwillig erfolgt, sondern Ihnen durch äußere Umstände aufgezwungen worden sein: Glauben Sie mir, es ist – jedenfalls auf Dauer – viel gesünder, die Herausforderung anzunehmen, statt ewig mit dem Schicksal zu hadern.
• Machen Sie sich keine Illusionen. Jede Entscheidung ist ein Scheideweg; jeder Neuanfang bedeutet, dass etwas Altes unwiederbringlich vorbei ist. Natürlich werden Sie manches vermissen, mal mehr, mal weniger – nicht zuletzt, weil Sie einen Teil von sich selbst für immer hinter sich lassen; natürlich wartet am anderen Ende nicht der Siebte Himmel, sondern nur ein anderes Leben mit Problemen, die Sie im Moment noch gar nicht absehen können. – Versuchen Sie, in Ihrem Gedächtnis einen Moment zu fixieren, in dem Sie felsenfest davon überzeugt waren, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Sie werden sich wundern, wie viel Kraft Sie aus dieser Erinnerung schöpfen können, wenn Sie von Zweifeln und Reuegefühlen heimgesucht werden.
• Alte Freunde lassen sich nicht einfach durch neue ersetzen. Schon gar nicht dürfen Sie Freundschaften mit beruflichen Kontakten verwechseln. Um Letztere müssen Sie sich aktiv bemühen, Erstere können Sie nicht erzwingen. Freundschaften brauchen Zeit, um heranzureifen. – Schauen Sie sich vor einem Umzug im Internet um: Welche Möglichkeiten gibt es am neuen Ort, Gleichgesinnte kennen zu lernen, etwa im Sportverein, im Tanzstudio, an der Volkshochschule oder beim Kochkurs? Lässt sich vielleicht per E-Mail schon etwas anbahnen, ein erster Kontakt zu einem Lauftreff, einem Lesezirkel oder einem Stammtisch für Freiberufler knüpfen?
• Planen Sie lieber großzügig. Selbst wenn Sie nicht gerade mit Kind und Kegel umziehen: Mehr als die sprichwörtlichen Siebensachen haben Sie garantiert angehäuft. Außerdem weiß man nie, was noch alles dazwischenkommt. Eine Krankheit oder ein unvorhergesehener Großauftrag kann Sie völlig aus der Bahn werfen, wenn Sie die Zeit allzu knapp bemessen haben.
• Reißen Sie nicht alle Brücken hinter sich ein. So groß die Versuchung sein mag, ernst zu machen mit dem Neuanfang, alles auf Null zurückzustellen: Wenn sich eine Entscheidung wider Erwarten doch als falsch erweist, kann es das Klügste sein, sie rückgängig zu machen. Das hat nichts mit Scheitern oder Versagen zu tun, sondern damit, Erfahrungen zu machen und aus ihnen zu lernen.
• Unterschätzen Sie nicht die psychische Belastung, die Sie sich zumuten. Eine Entscheidung zum Neuanfang kann zunächst ungeheuer belebend, ja erlösend wirken – endlich haben Sie ein Ziel vor Augen; eine Gewissheit, dass Ihr Leben nicht die nächsten zehn, zwanzig Jahre im selben Trott so weitergeht! Aber es gibt Studien, denen zufolge ein derartiger Einschnitt kaum weniger Stresspotenzial birgt als der Tod eines geliebten Menschen.

• Verlieren Sie niemals nicht den Mut!

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