Sei easy. Sei Jet. Sei Berlin

Wenn sich Easyjet eine Stadt backen könnte, habe ich neulich gelesen, käme dabei wohl Berlin raus („München ist Lufthansa, Hamburg ist TUI“). Umgekehrt ist eine Fluggesellschaft, die ihre Passagiere ruppig mit „Fluggäste“ anredet, ohne wenigstens der Form halber „Liebe“ oder „Verehrte“ davor zu setzen, der perfekte Crashkurs für alle, die in der Erwartung herkommen, Berlin zum Beispiel sei eine tiefere Stadt.

Von wegen Wunder und Weihen – Sie merken schon, ich blogge kräftig gegen den Trend an diesem trüben Montagmorgen. „Guten Abend, Berlin, du kannst so hässlich sein“, denke ich vielmehr jedes Mal, wenn der Heimweg per Pendel-, Schienenersatz- und sonstigem Ungelegenheitsverkehr von dem zugigen Containerdorf, aus dem irgendwie, irgendwann der Airport Berlin-Brandenburg International werden soll, in die so genannte Hauptstadt mal wieder länger gedauert hat als der Flug von London. Und dabei habe ich noch Glück, dass ich orts- und sprachkundig genug bin, um mich in dem Labyrinth aus unverständlichen Lautsprecherdurchsagen und gut versteckten, kryptisch formulierten Hinweisschildern halbwegs zurechtzufinden!

Wie sagte unser neuer Außenminister, als er noch nicht mal im Amt war: „Es ist Deutschland hier!“, da hilft auch keine zehn Millionen Euro teure Image-Kampagne, um die Illusion von Gastfreundschaft und Weltoffenheit vorzugaukeln. Nein, Berlin ist nicht „Herz & Schnauze“, nicht open und free, Fokus und Power schon gar nicht, sondern arm und längst nicht so sexy, wie es vom Roten Rathaus aus scheinen mag. Zu guter Letzt möchte ich noch die Gelegenheit nutzen, mich bei den beiden Herren zu entschuldigen, die ich gestern Abend reichlich unwirsch abgefertigt habe. Sie wollten womöglich wirklich nur nach dem Weg zur nächsten Ersatzhaltestelle fragen. Aber man weiß ja nie in Berlin.

Langer Rede kurzer Sinn: Sollten Sie doch in die Verlegenheit geraten, in Schönefeld zu landen, kann ich Ihnen nur raten, sich den ganzen Ärger zu ersparen und für ein paar Euro mehr den Expressbus zu benutzen. Und lassen Sie sich bloß nicht von mir die Laune verderben - freuen Sie sich lieber auch dieses Jahr wieder an unserem wunderschönen Adventsschmuck!

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