Neuanfang

Kennen Sie das? Sie haben eine Entscheidung getroffen, die Ihr Leben von Grund auf verändern wird: einen Wechsel des Wohnorts, des Arbeitsplatzes, des Lebensabschnittsgefährten – oder gleich alles auf einmal.

Vorfreude und Verzagen halten sich nun die Waage. Mit Zwanzig lässt man sich auf ein derartiges Wagnis ein, ohne mit der Wimper zu zucken, mit Vierzig kostet es Überwindung. Mal können Sie es kaum erwarten, dann wieder werden Sie von Zweifeln geplagt: Kommt das nicht alles viel zu plötzlich? Haben Sie es sich auch reiflich überlegt? Was, wenn alles schief geht?

Hier einige im Selbstversuch getestete Alltagswahrheiten und Binsenweisheiten zur besseren Bewältigung solcher Situationen:

• Jeder Neuanfang ist eine Chance, genau dies zu tun: noch einmal von vorne anzufangen; Dinge besser zu machen, die Sie bisher an Ihrem Leben gestört haben. Aber: Aus Ihrer Haut kommen Sie nicht heraus. Sie sind so, wie Sie sind – mit allen Stärken und Schwächen, die Sie auch weitehin auf Ihrem Lebensweg begleiten und Ihnen Vor- und Nachteile verschaffen werden.
• Auch wenn Sie sonst ohne Einkaufszettel zu Aldi gehen und Telefonnummern in Ihrem Kopf statt Ihrem Handy speichern: Tragen Sie alle wichtigen Termine, Kündigungsfristen usw. in Ihren Kalender ein und führen Sie „To do“-Listen. Das hilft Ihnen nicht nur bei der Planung, sondern macht eine gewaltige Veränderung überschaubar: Sie haben alles unter Kontrolle!
• Wenn Sie zu nächtlichen Panikattacken neigen: Das ist lästig, aber ganz normal, offenbar sogar evolutionär bedingt – ein Überlebensinstinkt, der unsere Vorfahren vor Überfällen im Schutze der Dunkelheit warnte. – Legen Sie sich irgendetwas neben Ihr Bett, das Sie daran erinnert, dass Sie die richtige Entscheidung getroffen haben: einen Zettel mit fünf Dingen, auf die Sie sich ganz besonders freuen; die Zusage von Ihrem neuen Arbeitgeber; ein Foto von dem Strand, an dem Sie in naher Zukunft Ihr Trainingspensum absolvieren werden ...
• Sollte Ihre Entscheidung nicht freiwillig erfolgt, sondern Ihnen durch äußere Umstände aufgezwungen worden sein: Glauben Sie mir, es ist – jedenfalls auf Dauer – viel gesünder, die Herausforderung anzunehmen, statt ewig mit dem Schicksal zu hadern.
• Machen Sie sich keine Illusionen. Jede Entscheidung ist ein Scheideweg; jeder Neuanfang bedeutet, dass etwas Altes unwiederbringlich vorbei ist. Natürlich werden Sie manches vermissen, mal mehr, mal weniger – nicht zuletzt, weil Sie einen Teil von sich selbst für immer hinter sich lassen; natürlich wartet am anderen Ende nicht der Siebte Himmel, sondern nur ein anderes Leben mit Problemen, die Sie im Moment noch gar nicht absehen können. – Versuchen Sie, in Ihrem Gedächtnis einen Moment zu fixieren, in dem Sie felsenfest davon überzeugt waren, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Sie werden sich wundern, wie viel Kraft Sie aus dieser Erinnerung schöpfen können, wenn Sie von Zweifeln und Reuegefühlen heimgesucht werden.
• Alte Freunde lassen sich nicht einfach durch neue ersetzen. Schon gar nicht dürfen Sie Freundschaften mit beruflichen Kontakten verwechseln. Um Letztere müssen Sie sich aktiv bemühen, Erstere können Sie nicht erzwingen. Freundschaften brauchen Zeit, um heranzureifen. – Schauen Sie sich vor einem Umzug im Internet um: Welche Möglichkeiten gibt es am neuen Ort, Gleichgesinnte kennen zu lernen, etwa im Sportverein, im Tanzstudio, an der Volkshochschule oder beim Kochkurs? Lässt sich vielleicht per E-Mail schon etwas anbahnen, ein erster Kontakt zu einem Lauftreff, einem Lesezirkel oder einem Stammtisch für Freiberufler knüpfen?
• Planen Sie lieber großzügig. Selbst wenn Sie nicht gerade mit Kind und Kegel umziehen: Mehr als die sprichwörtlichen Siebensachen haben Sie garantiert angehäuft. Außerdem weiß man nie, was noch alles dazwischenkommt. Eine Krankheit oder ein unvorhergesehener Großauftrag kann Sie völlig aus der Bahn werfen, wenn Sie die Zeit allzu knapp bemessen haben.
• Reißen Sie nicht alle Brücken hinter sich ein. So groß die Versuchung sein mag, ernst zu machen mit dem Neuanfang, alles auf Null zurückzustellen: Wenn sich eine Entscheidung wider Erwarten doch als falsch erweist, kann es das Klügste sein, sie rückgängig zu machen. Das hat nichts mit Scheitern oder Versagen zu tun, sondern damit, Erfahrungen zu machen und aus ihnen zu lernen.
• Unterschätzen Sie nicht die psychische Belastung, die Sie sich zumuten. Eine Entscheidung zum Neuanfang kann zunächst ungeheuer belebend, ja erlösend wirken – endlich haben Sie ein Ziel vor Augen; eine Gewissheit, dass Ihr Leben nicht die nächsten zehn, zwanzig Jahre im selben Trott so weitergeht! Aber es gibt Studien, denen zufolge ein derartiger Einschnitt kaum weniger Stresspotenzial birgt als der Tod eines geliebten Menschen.

• Verlieren Sie niemals nicht den Mut!

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