Mittwoch, 2. September 2009

Schadenfreude

Schadenfreude ist bekanntlich eine so urdeutsche Eigenschaft, dass sie sich – ähnlich wie „Blitzkrieg“, „Gemütlichkeit“ und „Angst“ – nicht übersetzen lässt und das Englische sie als Lehnwort übernommen hat. Für eine mit der Schadenfreude eng verwandte Haltung zum Leid eines Anderen, indem man sich darüber nicht freut, sondern lautstark sein aufrichtiges Bedauern bekundet, fehlt auch dem Deutschen ein adäquates Wort. „Mitleid“ trifft es noch am ehesten, aber auch nicht punktgenau. Wenn mich meine Mutter im Büro anruft und sagt: „Ach, mein armes Kind, dass du bei so schönem Wetter den ganzen Tag arbeiten musst!“, wenn mir eine Freundin mailt: „Mensch, wie schade für euch, dass euer Urlaub schon wieder vorbei ist“, dann ist das lieb gemeint, ganz bestimmt. Trotzdem könnte ich die Wände hochgehen! Beinahe wäre mir eine ordentliche Portion Schadenfreude lieber: Dann hätte wenigstens eine von uns was, worüber sie sich freuen könnte.

Montag, 31. August 2009

Blogologie

Montags ist die Welt noch in Ordnung, in der Blogosphäre herrscht Friede (7,72), Freude (8,60), Eierkuchen (6,08). Zu diesem Ergebnis sind zwei Mathematiker von der University of Vermont gekommen. Mit Hilfe einer Glücksskala, die einzelnen Worten jeweils einen Wert zwischen 1 und 9 zumisst, haben sie über vier Jahre 2,4 Millionen (englischsprachige) Blogs ausgewertet. Ihre Studie wurde im Journal of Happiness Studies veröffentlicht. Wozu Mathematik nicht alles gut ist!

Am Montag halte offenbar noch die gute Laune vom Wochenende vor, folgern die Wissenschaftler. Zwei Tage später dann falle die allgemeine Stimmung auf den Tiefpunkt. Der allerglücklichste Tag seit 2005 war allerdings ein Dienstag: der 4. November 2008, als die Amerikaner sich einen neuen Präsidenten gönnten.

Nun, wir werden uns in Zukunft bemühen, Sie gerade mittwochs mit besonders erbaulichen Texten über Gott (8,15) und die Welt (6,50) aufzuheitern. Mal sehen, was uns alles Schönes zu Themen wie „Paradies“, „Liebe“ (je 8,82), „Achterbahn“ (8,02) oder auch „Baby“ (8,22) einfällt!

Wenn wir hingegen etwas Wichtiges mitzuteilen haben, sollten wir es am besten montags tun oder aber morgens um 11:30 Uhr, dann stehen nämlich laut einer anderen Studie die Chancen am günstigsten, dass unsere Informationen über Twitter weitergeleitet („re-tweeted“) werden.

Freitag, 28. August 2009

Gestern im Café

„Dreizehn, bitte“, sagte ich. Die Kellnerin starrte hilflos auf den Fünfzig-Euro-Schein in meiner Hand. „Wie viel kriegen Sie denn dann zurück?“

Dienstag, 18. August 2009

Amerika, du hast es besser!

Normalerweise machen wir bei den Knotenpunkten ja aus unserer politischen Meinung zwar kein Geheimnis, gehen aber auch nicht damit hausieren. Wenn jetzt aber überall die Wahlplakate aus dem Boden zu sprießen beginnen, möchte ich einmal laut und deutlich sagen dürfen: Amerika, du hast es besser!

Anfang des Jahres forderte die türkischstämmige SPD-Politikerin Lale Akgün in einem FAZ-Beitrag, Deutschland brauche nicht nur einen, sondern gleich „viele Barack Obamas“ – und meinte damit eine verstärkte politische Mitwirkung auf allerhöchster Ebene von Männern und Frauen mit Migrationshintergrund. Nun bin ich mir sicher, dass sie Barack Obama Unrecht tut, wenn sie ihn als Interessenvertreter einer ethnischen Minderheit oder gar als Quotenmenschen sieht, der nur ins Weiße Haus einziehen durfte, um Amerikas Unrecht an seiner afro-amerikanischen Bevölkerung zu sühnen.

Verstehen Sie mich bloß nicht falsch: Deutschland ist ein Einwanderungsland, und das ist gut so. Noch besser wäre es, wenn Migranten mehr Mitsprache und Teilhabe an dem Schicksal ihrer Wahl-, Zwangs- oder vorübergehenden Heimat hätten. (Dass dabei eine allgemeine Kopftuchpflicht für Frauen oder ein Schweinefleischverbot in den Kantinen herauskäme, wie manche Stammtischbrüder befürchten, sollte man zumindest nicht hoffen.) In Neuseeland etwa hatte ich sogar als ausländische Staatsbürgerin nach zweijährigem legalem Aufenthalt ein Stimmrecht bei den Parlamentswahlen.

Darin aber ist Lale Akgün vorbehaltlos zuzustimmen: Wir brauchen – nicht nur in Deutschland – Politiker, die bei den Menschen soviel Begeisterung und soviel Vertrauen erwecken wie Obama. Wir brauchen Männer und Frauen, die nicht in die Politik gehen, um Politiker zu werden, sondern um etwas zum Besseren zu verändern. Wir brauchen eine Führungselite, die sich ihre Sporen nicht als Kofferträger anderer Karrierepolitiker verdient hat, sondern auf basisdemokratischer Ebene, indem sie Bürgerinitiativen organisieren, indem sie die Menschen nach ihren Problemen fragen, statt ihnen die eigenen, am akademischen Reißbrett entworfenen Programme aufzuschwatzen.

Montag, 10. August 2009

Kalauer

Oh, wie peinlich!

Verzeihen Sie bitte vielmals – diese Liste war überhaupt nicht zur Veröffentlichung gedacht, sondern nur für den internen Gebrauch. Der Praktikant sollte sie eigentlich nur abtippen, ausdrucken, laminieren und an die Wand hängen – neben seine komische Hausordnung –, aber doch nicht ins Internet stellen! Auf die Jugend von heute ist eben kein Verlass mehr.

Und wie die letzten vier Punkte auf die Liste gekommen sind, kann ich mir überhaupt nicht erklären, und Ihnen erst recht nicht. Muss wohl am Wetter liegen. August ist ein grausamer Monat: Der Sommer ist halb vorbei und hatte sich womöglich nur versprochen, als er soviel zu versprechen schien.

Ansonsten geht bei uns alles seinen geregelten Gang. Qualität kommt von quälen, das wissen selbst unsere Topfpflanzen, die in ihren Töpfen vegetieren. (Was für welche? Na, Sie wissen schon, Ikea-Pflanzen halt.) Der Praktikant praktiziert vor sich hin, die Sonne sonnt sich von früh bis spät in ihrem eitlen Schein. Einzig der Buchhalter im Büro gegenüber fällt aus der Rolle, hält er doch statt Büchern lieber Maulaffen feil, sobald ein kurzer Rock an seinem Fenster vorbeitänzelt.

Beates „Top Pfuis“ für Texter und Publizisten

• rhetorische Fragen, die mit „?!“ enden
• hässliche Füllwörter wie „dabei“ oder „nämlich“ – warum schreiben Sie nicht gleich „ähem“?!
• Hauptsätze, die mit „so“ beginnen („So begab es sich also, dass ...“) – sind wir hier bei Onkel Tobis Märchenstunde?!
• der Konjunktiv mit „würde“ zur Wiedergabe indirekter Rede
• „in puncto“ und „à la“ sind keine Präpositionen, sondern Verbrechen
• Konstruktionen wie „wurden und werden“, „waren und sind“, um eine Kontinuität zu beschreiben – wofür gibt es Wendungen wie „seither“, „seit jeher“?!
• Anführungszeichen, die signalisieren sollen: Achtung, Ironie!
• Leute, die glauben, Rolltreppen seien zum Stehen da (heißen sie etwa „Stehtreppen“?!)
• Leute, die in der S-Bahn, nachdem man sich extra an das einzige offene Fenster gesetzt hat, aufstehen und es einfach schließen, am besten noch mit Leidensmiene sagen: „Es zieht!“ (Hallo! Wir sind im Zug!)
• Brustschwimmer (langsame ganz besonders, aber auch schnelle – haben Sie schon mal einen richtig kräftigen Fußtritt in die Rippen bekommen? Autsch, kann ich Ihnen nur sagen!)
• Rückenschwimmer (wenn der liebe Gott wollte, dass wir rückwärts schwimmen, hätte er uns Augen im Hinterkopf gegeben)

Abschied
Aus dem Kiez
Coaching
Das Krimi-Experiment
Dies und Das
Feierabend
Kommunikation
Kreatives Schreiben
Leben
Lost in Translation
Nachgedacht
Schnappschüsse
Singles
Termine
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