Dienstag, 24. März 2009

Deutsch für Anfänger

Im Übersetzungs-Workshop wird darüber diskutiert, ob man „Asylant“ mit asylum seeker übersetzen kann. Sind Asylanten wirklich dasselbe wie Asylbewerber, oder wird damit vielmehr der Status von Menschen bezeichnet, die bereits Asyl erhalten haben?

„Nein“, sagt eine Teilnehmerin, die es aus eigener Erfahrung weiß. „Sobald der Asylantrag genehmigt ist, wird man zum Ausländer befördert.“

Samstag, 21. März 2009

Pasta-Party

Wieso diese Nudeln, die da aus Kübeln in Plastikbehälter geschaufelt, mit einer Kelle roter Soße übergossen und stilgerecht mit einer Picknickgabel ausgehändigt werden, so beflügelnd sein sollen, dass man am nächsten Tag einen ganzen Marathon laufen kann, erschließt sich auf den ersten Blick nicht. Das liegt nämlich an den geheimen Zutaten, die jeder Einzelne, der hier in der Schlange steht, selber mitgebracht hat: eine kräftige Prise Aberglauben, einen großzügigen Schlag Anspannung. Dem einen liegt die klumpige Masse so schwer im Magen, als hätte er jeden einzelnen Pflasterstein heruntergewürgt, den seine Schuhsohlen morgen streifen werden. Der andere hat einen solch beneidenswerten Stoffwechsel, dass jeder Bissen, den er isst, umgehend in pure Nervennahrung umgewandelt wird.

Wir jedenfalls werden uns nachher in der Pizzeria noch mehr Kohlenhydrate reinstopfen, um uns für die bevorstehende Kraftprobe zu stärken. Dazu gibt es tatsächlich mal nur Alkoholfreies – und vor allem jede Menge Wasser. Denn schlafen kann ich heute sowieso nicht – was macht es da schon, wenn ich zehnmal auf Toilette muss?

Freitag, 13. März 2009

Rekordverdächtig

Auf Malta, wo wir gerade Urlaub gemacht haben, ist die Welt noch in Ordnung. Scheidung ist dort gesetzlich verboten (ungelogen), auf Abtreibung steht selbst in Fällen von Vergewaltigung, Inzucht oder gesundheitlicher Gefährdung ewige Verdammnis und eine bis zu dreijährige Haftstrafe. Frauen verbringen fast dreimal soviel Zeit mit Hausarbeit wie Männer und kümmern sich brav um ihre freilich nur 1,5 Kinder. Kein Wunder, schließlich verdienen die 38,6 Prozent der maltesischen Frauen, die doch arbeiten gehen, 23,5 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen.

Eine Insel mit zwei Bergen und dem tiefen weiten Mittelmeer, eine Art Satrapie des Vatikan, die halt noch eine Weile braucht, um im 21. Jahrhundert anzukommen? Mag ja alles stimmen. Aber was glauben Sie, wie weit der Entgeltunterschied zwischen Frauen und Männern, der so genannte Gender Pay Gap, hierzulande auseinander klafft? Halten Sie sich fest: Mit 22 bis 23 Prozent zählt das emanzipierte Deutschland laut Eurostat-Zahlen EU-weit zu den Spitzenreitern – der Durchschnitt aller Mitgliedsstaaten liegt bei 15 Prozent.

In unserer Sparte ist dieses Phänomen weniger verbreitet – und sowieso sind wir selber schuld, wenn wir bei Honorarverhandlungen zu leicht klein beigeben. Aber bekanntlich sind Frauen in tendenziell schlechter bezahlten Jobs von der Putzkolonne bis zum gesamten Pflege- und Sozialbereich überproportional vertreten. In anderen Berufen haben sie es immer noch schwerer, auf der Karriereleiter ganz nach oben zu kommen, und sie verpassen Beförderungen und Gehaltserhöhungen, weil sie sich Babypausen gönnen.

Warum ich Sie mit feministischer Propaganda zutexte? Fragen Sie mich lieber, warum ich es nicht viel öfter tue! Ich wünsche Barbie zum 50. Geburtstag alles Gute (doch, ehrlich), vor allem aber wünsche ich mir, sie möge Ken endlich beibringen, dass die Küche nicht nur zum Bierholen da ist. Und uns allen wünsche ich, dass wir aufhören, Barbiepüppchen sein zu wollen, die ihr Lebensglück am Wert ihrer Schuh- und Handtaschensammlung messen oder daran, ob sie mit 50 immer noch einen faltenfreien Teint, eine perfekt frisierte blonde Haarpracht, Wespentaille, knackigen Po und formschönen Busen vorweisen können. (Angesichts eines Jahresumsatzes von 3,6 Milliarden US-Dollar für Barbie-Produkte sehe ich da schwarz.)

Damit möchte ich um Himmels willen nicht dafür plädieren, unser Glück statt dessen an der monatlichen Gehaltsabrechnung abzulesen. Aber fair ist fair – und derart frappierende Unterschiede sind alles andere als das. Deswegen hat das Frauennetzwerk Business and Professional Women (BPW) Germany den 20. März mit Förderung des Bundesfamilienministeriums und Veranstaltungen in ganz Deutschland zum „Equal Pay Day“ ausgerufen.

Vorhin rief eine Kollegin von Frau Burkhardt an, um uns auf eine interessante Aktion hinzuweisen, die dazu in Hamburg stattfindet: Von 7:00 bis 19:00 Uhr sollen im Museum der Arbeit, Wiesendamm 3, 22305 Hamburg-Barmbek, eintausend Frauen durch ein Blitz-Coaching für die nächste Gehaltsverhandlung fit gemacht werden – und nehmen damit zugleich an einem Weltrekordversuch teil. Unabhängig von jedem frauenpolitischen Anliegen und Guinness-Buch-Trubel ist die Veranstaltung unter Leitung von Sabine Asgodom aber auch als Schnupperangebot gedacht. Kommen Sie rein, ganz kostenlos und unverbindlich, knüpfen Sie Kontakte, schauen Sie sich um: Wie läuft ein professionelles Coaching ab? Welche Chancen könnte es Ihnen bieten?

Näheres dazu erfahren Sie hier. Informationen zum Thema Coaching finden Sie natürlich auch bei uns, und zwar hier und hier.

Donnerstag, 12. März 2009

Die letzten zwölf

Marathonläufer haben lauter bekloppte Sprüche drauf. Das kommt wohl davon, wenn man zuviel alkoholfreies Bier trinkt. „Ab Kilometer 22 läuft man nur noch nach Hause“, den hatten wir ja schon. „Ein Marathon beginnt erst bei Kilometer 30“, lautet ein anderer, den ich der Chefin bislang verschwiegen hatte: Die nächsten zwölf Kilometer drei Kapitel werden die härtesten, die sie in ihrem Leben je gelaufen ist geschrieben hat. Aber auf eins kann sie sich verlassen: Der Praktikant, Frau M. und der Buchhalter von nebenan werden alle an der Zielgerade stehen und ihr zujubeln. Und ich - ich postiere mich in der schrecklichen Leipziger Straße, wo es nichts, aber auch gar nichts zu sehen gibt, nur um einen herum lauter Leute, die sich mit schmerzverzerrten Gesichtern im Schneckentempo durch die allerallerhärtesten drei Kilometer quälen, die sie je gelaufen sind, und kein einziger Zuschauer einen anfeuert, weil sie ja alle am Brandenburger Tor sind.

Selbst wenn man beim ersten Versuch nicht die erhoffte Zeit schafft – persönliche Bestleistung ist es allemal. Der war übrigens von mir, kein hartgesottener Marathoni würde je so was Warmduscherisches von sich geben. Ich mag mein Bier halt lieber alkoholisch (und erlaufe trotzdem ganz ordentliche Ergebnisse, aber das nur nebenbei).

Falls Sie sich schon die ganze Zeit fragen, was Laufen überhaupt mit Schreiben zu tun hat, sollten Sie das hier lesen.

Mittwoch, 11. März 2009

Recherche

Nicht zu fassen. Der Praktikant würdigt mich keines Blickes, als ich in die Küche komme. Nix von wegen „Na, wie war dein Urlaub?“ oder „Verdammt, bist du braungebrannt!“ Statt dessen hat er es sich am Tisch gemütlich gemacht und ist in einen dicken Wälzer vertieft. „Was treibst du denn da?“ sage ich. „Recherche“, sagt er durch einen Mundvoll Franzbrötchen. „Chefin kommt mit ihrem Spannungsbogen nicht klar, und ich soll ihr ein paar Tips geben.“ War das nicht mal mein Job? Aber okay – weggegangen, Platz vergangen. Ich nehme ihm das Buch aus der Hand und lese den Klappentext. Gescheiterter Journalist soll einen alten Fall aufdecken: „Die damals 16-jährige Harriet Vanger verschwand aus einem klassischen Agatha-Christie-Setting: beim Familientreffen auf einer Insel, von der keiner weg konnte. Aber wer ist der Mörder - falls es überhaupt einen gibt?“ Klingt nicht schlecht. „Verblendung“ heißt das fast siebenhundert Seiten dicke Werk, Stieg Larsson der Autor. „Ist das gut?“ „Ja, richtig super. Aber du magst bestimmt nur so postmodern-ironisch gebrochenen Intellektuellenquatsch – wenn du überhaupt Krimis liest. Thea Dorn, Ingrid Noll, Fred Vargas und so, stimmt‘s?“ Mensch, der kennt sich ja richtig aus! Ob er das von seiner Mutter hat? „Nö, mehr von meiner großen Schwester. Die war mal so‘ne ganz Frauenbewegte, noch zu Uni-Zeiten, weißt du. Jetzt arbeitet sie als PR-Tante und trägt Kostümchen, wenn sie auf Kundenfang geht.“ „Akquise nennt man das“, sage ich. Schließlich soll er bei uns auch was lernen, nicht nur Kaffee kochen und Post eintüten.

So falsch liegt der Praktikant gar nicht. Tatsächlich stehe ich weniger auf breit angelegte Gesellschaftsthriller mit Polizeikorruption, Organhandel, Schleuserei und sonstigen finsteren Machenschaften in der Geschäftswelt. Mich reizen eher zwischenmenschliche Dramen, dunkle Geheimnisse aus der Vergangenheit, wie sie Tana French oder Nicci French (keine Namensvetterin, sondern das Pseudonym eines Journalistenpaars, das zusammen Bücher schreibt) schreiben. Oder Kate Atkinson, aber von der liebe ich ihre haarsträubenden Räuberpistolen über das gutbürgerliche Familienleben, und wenn sie sich jetzt in den Kopf gesetzt hat, Krimis schreiben zu wollen – na gut, dann lese ich halt ihre Krimis. Dabei finde ich das ganze Genre eigentlich hochgradig frustrierend, denn je besser ein Buch ist, desto schneller will ich zum Ende kommen, um des Rätsels Lösung zu erfahren. Und nach der letzten Seite bin ich meist enttäuscht – nicht nur, weil ich mir der Lesestoff ausgegangen ist, sondern auch weil die Lösung fast nie so gut ist wie das Rätsel.

Nichts gegen Henning Mankells Wallander oder Ian Rankins Rebus, aber irgendwann hat man (und frau allemal) diese ewigen griesgrämigen Junggesellen mit ihren missglückten Bettgeschichten und Alkoholproblemen doch satt. Mal sehen, wie Larssons Mikael Blomkvist und seine kratzbürstige Ermittlerin Lisbeth Salander mit ihrem bösen Drachen-Tattoo so drauf sind! „Lass ruhig“, sage ich zum Praktikanten. „Füll du erstmal den Toner im Kopierer nach, um die Recherche kümmere ich mich schon. Ist noch Kaffee da?“

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