Dienstag, 14. Oktober 2008

Laufend schreiben

Mit der Kreativität beim Schreiben ist das so eine Sache. Manchmal sprudelt sie, als hätte man das Alleinrecht auf außergewöhnliche Ideen und Gedanken gepachtet. Ständig formen sich neue Sätze im Kopf und lassen sich beliebig zu ganzen Geschichten ausbauen, sobald man sie aufschreibt. Dann wieder findet man monate- oder gar jahrelang jeden Gedanken, jedes Wort, das einem in den Sinn kommt, langweilig, nichtssagend, abgegriffen. Indem sie tausendmal ausgesprochen und durchdacht wird, verwandelt sich eine Plattitüde auch nicht in eine geniale Idee. Und etwas anderes als abgegriffenes Allgemeingut scheint man nicht von sich geben zu können.

Manchmal trügt der Schein und die Situation ist gar nicht so schlimm, wie sie aussieht. Dann fehlt nur ein wenig innerer und äußerer Abstand, vielleicht mal die kritische Beurteilung eines Fremden, und schon stellt man fest, dass man sich lediglich in seiner Beurteilung verrannt hat, nicht aber im Schreiben an sich.

Manchmal aber kriegt man wirklich nichts Gutes hin. Dann gibt es mehrere Möglichkeiten. Entweder wartet man geduldig ab, bis diese Durststrecke vorüber ist und beschäftigt sich in der Zwischenzeit mit vollkommen anderen Dingen. Wenn man sich diese Zeit aber nicht nehmen kann oder will, muss man in die Trickkiste greifen, um wieder neuen Schwung ins Hirn zu bringen.

Mein bewährtestes Rezept für einen schnellen Kreativitätsschub ist Spazierengehen. Sobald ich in Bewegung bin, fängt es in meinem Kopf automatisch an zu arbeiten. Anfangs beiße ich mich meistens an Fragen fest, die meinen Alltag betreffen. Was koche ich heute Abend? Wen lade ich zum Geburtstag ein? Was muss ich morgen unbedingt zuerst erledigen? Aber je weiter ich mich von zuhause entferne, desto mehr zerbröseln diese Alltagsfragen und vermischen sich mit äußeren Eindrücken. Der alte Mann mit der Baskenmütze erinnert mich an den Kantor in der Kirchengemeinde meiner Kindheit. Die Frau mit den weißblond gefärbten Haaren und den Stiefeln mit sehr schmalen und sehr hohen Absätzen strahlt Eleganz und Souveränität aus. Ich komme mir neben ihr wie ein Bauerntrampel vor. Die Kinder, die ihre Drachen steigen lassen, erinnern mich an einen Film, an dessen Titel ich mich nicht erinnere, und mit den Drachen schwingen sich auch meine Gedanken in die Höhe und beginnen zu fliegen.

Irgendwann nehme ich auf einmal wahr, dass sich Ideen in meinem Kopf formen, die mit meinem aktuellen Projekt zu tun haben. Erst sind es vielleicht nur ein paar holperige Worte, dann fließen ganze Sätze, und während ich mit schnellem Schritt immer weiter gehe, schreibe ich in Gedanken einen ganzen Artikel oder eine Kurzgeschichte. Die Entfernung zu meinem Schreibtisch scheint dabei eine enorm große Rolle zu spielen. Je weiter ich von daheim fort bin, desto mehr verschwinden all die Alltagsthemen, die mich blockieren und machen einer Kreativität Platz, die immer lebendiger und zuweilen auch unkonventioneller wird.

Zugfahren ist für mich daher ein anderes, gutes Medium, um diesen Zustand von Lebendigkeit zu erreichen. Vor dem Fenster zieht die Welt an mir vorbei, während sich im Inneren des Zuges ein kleiner Mikrokosmos vor mir ausbreitet, der mir, ähnlich wie beim Spazierengehen, erste Impulse gibt, die zu völlig anderen, neuen Gedanken und Geschichten führen. Wichtig ist einfach, dass sich meine Sichtweise auf die Welt im wahrsten Sinne des Wortes verändert und ich meinen Geist entspanne. Dann stellt sich die Kreativität meistens fast von selbst ein.

Falls das alles nichts hilft, dann lese ich gerne hier oder hier noch andere Tipps nach.

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