Karrierefrauen

Allein zu leben, ist für viele Menschen eine grässliche Vorstellung. Alles alleine entscheiden müssen, den Alltag komplett alleine organisieren, auf Nähe und Zärtlichkeit verzichten, Einsamkeit aushalten – das alles klingt wenig verlockend und ist wohl einer der Hauptgründe, warum Viele es vorziehen, lieber in wenig glücklichen Beziehungen auszuharren, als sich nach einer Trennung längeren Zeiten des Alleinseins auszusetzen.

Umgekehrt macht große Stärke es wiederum schwierig, sich auf einen Partner einzustellen, Kompromisse einzugehen, sich selbst zurückzunehmen. Vor allem bei Frauen in Führungspositionen bleibt daher das Privatleben häufig auf der Strecke, wie Business Coach Christina Kuenzle festgestellt hat. Interessant dabei finde ich den Aspekt, dass Männer sehr wohl Beziehungen unter ihrem Stand eingehen, während Frauen das nicht tun. Der Chefarzt heiratet die Krankenschwester, die Chefärztin jedoch keinesfalls den Krankenpfleger. Frauen suchen Partner, die ihnen auf beruflicher Ebene mindestens ebenbürtig sind. Bei Frauen in hohen Führungspositionen bedeutet das also, dass sie vorzugsweise nach einem anderen Alphatier Ausschau halten. Eine derartige Verbindung geht jedoch häufig schief, weil dann auch zuhause noch Machtkämpfe ausgefochten werden.

Nun hat sich ja in unserer Gesellschaft in den letzten Jahrzehnten viel getan. Was früher absolut undenkbar war, ist heute selbstverständlich. Dass Frauen sich deutlich jüngere Männer suchen und mit ihnen dauerhaft glücklich werden können, wundert niemanden mehr. Dass Single-Frauen verschrobene Jungfrauen sind und als „Fräulein“ gebrandmarkt werden – Schnee von gestern. Dass Männer auch eine weiche, weibliche Seite haben und diese bewusst in eine Partnerschaft einbringen, wird in jedem Hochglanzmagazin verkündet. Und doch scheinen gewisse Rollenbilder in uns so verankert zu sein, dass wir uns nicht von ihnen lösen können. Oder woran sonst liegt es, dass sich Frauen so schwer damit tun, eine Partnerschaft mit einem Mann einzugehen, der zwar nicht ihren Bildungsabschluss hat, aber ansonsten alle Qualitäten aufweist, um sie dauerhaft zu stützen und zu stärken und ihnen auch beruflich den Rücken freizuhalten?
Beate Brown - 31. Okt, 15:14

Je länger ich darüber nachdenke, desto suspekter wird mir freilich die Ehe zwischen dem Chefarzt und der Krankenschwester, die ja keineswegs unbedingt auf einer gesunden Symbiose aus beiderseitigen Stärken und Schwächen, Bedürfnissen und Begabungen beruht. Sondern da können richtig fiese Dynamiken von Macht und Kaufkraft im Spiel sein. Liegt das wahre Problem also nicht vielmehr in einer Gesellschaft, die allzu viel Wert auf beruflichen Status und die Höhe des Gehalts legt und ständiges Konkurrenzdenken und Erfolgsstreben auf Kosten der Selbstverständlichkeit gegenseitiger Unterstützung fördert? Wenn es anders wäre, fänden vielleicht nicht nur mehr Alphaweibchen kuschelige Frauenversteher und Babywickler attraktiv – womöglich fiele es den Alphamännchen auch weniger schwer, ihre bessere Hälfte als ebenbürtige Partnerin zu behandeln!

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