Wie man eine Kolumne schreibt

Neulich war ich mit einer Freundin verabredet, die mir leicht verwirrt gestand, dass sie auf einmal den brennenden Wunsch verspüre, zu schreiben – und das, obwohl sie immer gedacht habe, sie könne gar nicht schreiben. Was ihr denn so vorschwebe, fragte ich. „Nun ja“, sagte sie, „Blogtexte bringe ich ja schon zustande, aber ich möchte mehr. Am liebsten würde ich Kolumnen schreiben.“

Ich war schwer begeistert. Kolumnen – ja. Die würde ich auch gern schreiben. Mein ganzes schriftstellerisches Vermögen präsentieren, so wie Carrie Bradshaw in Sex And The City locker und leicht über Sex und das ganze Leben drum herum schreiben, witzige Anekdoten über Kinder, Hunde und Großmütter preisgeben, freche Seitenhiebe auf Nachbarn und Kollegen austeilen. Die besten Kolumnen werden von den ganz Großen verfasst, von den Stars unter den Journalisten und Schriftstellern. Und in Zukunft auch von meiner Freundin und mir.

Wenn da nur nicht noch das eine oder andere Problemchen wäre. Meine Freundin bekannte nämlich, dass sie gar nicht wisse, wie man überhaupt Kolumnen schreibt. Ich musste zugebeben, dass auch ich in der Hinsicht recht ahnungslos bin. „Und weißt du, was noch schlimmer ist?“ Meine Freundin blickte vollkommen zerknirscht drein: „Ich wollte mal an einem Seminar zum Kolumnenschreiben teilnehmen, aber ich habe das Auswahlverfahren nicht bestanden.“ Das machte mich nun doch etwas unsicher. Wenn man es schon nicht schaffte, einen Platz in einem Seminar zum Kolumnenschreiben zu erhalten, wie sollte man es dann erst schaffen, einen Platz in einer Zeitung oder Zeitschrift zu ergattern? Mit Foto. Und regelmäßigen Beiträgen.

Mir fiel eine Frau ein, die Bücher wie am Fließband schreibt und in allen möglichen Zeitschriften Texte veröffentlicht, natürlich auch Kolumnen. Ganz nebenbei zieht sie auch noch vier Kinder groß und ist permanent in allen nur denkbaren Online-Foren und Communities präsent. Meiner Freundin und mir war nicht ganz klar, wie man so ein Pensum bewältigt kriegt, es sei denn, man legt sich einen Klon zu. Wir schafften es ja nicht mal, so unsere niederschmetternde Erkenntnis, in unserem kleinen, kinderlosen Haushalt regelmäßig sauber zu machen.

Aber was haben eigentlich Kolumnen mit Saubermachen und Kindererziehung zu tun? Im Grunde genommen gar nichts. Außer dass alle drei hervorragende Themen für eine Kolumne wären. Als ich mal das Wort „Kolumne“ googelte, stellte ich nämlich folgendes fest: Kolumnisten scheinen selbst gar nicht zu wissen, was eine Kolumne ist. Neben Kindererziehung und dem ewigen Kampf der Geschlechter schreiben sie offenbar über kein Thema so gerne, wie über die Frage, was eigentlich eine Kolumne ist. Na, wenn das alles ist, dann kann ich das auch. Und meine Freundin sowieso. Immerhin hat sie schon mal beinah an einem Kolumnen-Seminar teilgenommen.

Trackback URL:
https://knotenpunkte.twoday.net/stories/5307909/modTrackback


Abschied
Aus dem Kiez
Coaching
Das Krimi-Experiment
Dies und Das
Feierabend
Kommunikation
Kreatives Schreiben
Leben
Lost in Translation
Nachgedacht
Schnappschüsse
Singles
Termine
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren