Kein Ort nirgends

In der Softwarebranche, belehrt mich ein guter Freund und Mentor, der seinen Wortschatz und seine Sprachzauberkünste ab und an einer einschlägigen Agentur zur Verfügung stellt, werde nicht übersetzt, sondern „lokalisiert“. Eine Technokraten-Vokabel mit Heideggerschem Echo, über das ich mir garantiert mehr Gedanken mache als alle Softpower-Lokalisatoren zusammen. Was soll das denn bedeuten, Kommunikationsbefehle werden aus dem Englischen ins Deutsche, Französische, Spanische, Katalanische, Italienische, Rumänische, Polnische, Tschechische, Ungarische, Finnische, Hebräische, Arabische, Indonesische, Thailändische, Vietnamesische, in die Sprachen der Hutu, Tutsi, Xhosa und der Klingonen geortet, verortet, erörtert – verlagert? Ist es eine Tarnformel, um die weltweite Kolonisierung geistiger Aktivität durch Speicherformate, Denkfunktionen und Problemlösungsstrategien aus dem Silicon Valley zu vertuschen? Oder, weniger paranoid gedacht, eher eine Standortbestimmung, eine Art mentales Navigationssystem, ohne das sich niemand auf den Datenautobahnen des globalen Dorfes zurechtfinden würde? Wie – nämlich: als Gegensatz oder aber als Synonym? – verhält sich die Lokalisierung zur Verfremdung, die einen unumgänglichen, freilich manchmal zwischen den Zeilen verborgenen Schritt in jedem Übersetzungsprozess bildet? – Und überhaupt: Warum heißt die Suchfunktion in englischen Programmen eigentlich „Find and replace“ und nicht „Search (and destroy)“?

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